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Ausgabe Kajak Magazin 02/2018
Fotos: Carsten Scheibe
Teilnehmer: Ole Kohn
Text: Carsten Scheibe
O-Text
Westensee und Eider – ein wunderschönes Wochenende
Der Naturpark Westensee mit seinem See und der durchfließenden Eider hat es mir schon seit meiner Jugend angetan. Immer wieder zog es mich dort hin, ja sogar gewohnt habe ich im gleichnamigen Ort Westensee.
Ole mein Nachbar in Westensee brachte mich auf die Idee, mich doch einmal mit zu nehmen. Doch immer wieder spielte uns das Wetter einen Streich, beim dritten Anlauf passte es dann endlich.
Alles ist vorbeireitet, der Himmel zeigt sich von seiner besten Seite und verspricht auch, dass es so über das Wochenende hält. Das Wenonah Kanu wird schnell von Ole und mir auf das Auto verladen, der Kofferraum füllt sich und schon fahren wir von Westensee zu dem von uns gewählten Einstiegsplatz an der alten Schleuse Strohbrück, die einmal die Eider mit dem Nord-Ostsee Kanal verband. Es ist der alte Achterwehrer Schiffahrts- oder auch Ring-Kanal.
Ein angenehmer Sommermorgen empfängt uns. Schnell sind alle Sachen verstaut und schon gleiten wir vorbei an den alten Schleusen Richtung Flemhude.
Langsam gluckst das Wasser, in dem das Kanu unter Fahrt das Fahrwasser gemächlich leise teilt. Schnell haben Ole und ich uns auf einander abgestimmt. Schon kommt uns der erste Angler entgegen, um seine Position zu beziehen. In der nächsten Kurve raschelt das Wasser und zwei Kajakfahrer genießen die Ruhe am Morgen. So gleiten wir gemächlich dahin und verfallen in interessante entspannte Gespräche. Ole kennt sich hier sehr gut aus, er ist auf dieser Ecke groß geworden und kennt Hinz und Kunz.
Gemeinsam genießen wir die Ruhe, hören das Rauschen des Windes, die Wasservögel die im Schilf planschen und die Gänse, die schnatternd über unseren Köpfen hinweg segeln.
Langsam kommt das Dorf Flemhude in Sicht, das flussaufwärts auf der linken Seite liegt. Es zeigt sich der Kirchturm, der um 1250 erbauten St.Georgs- und Mauritiuskirche zwischen den Bäumen (ein Kurzstop ist hier sehr zu empfehlen). Von weiten erkennen wir schon den Speicher des alten Ringkanals. Dort ist ein Kanu- und Kajakverleih, ein imposantes Holzbauwerk, das im schwedischen Stil der Häuser errichtet worden ist. Irgendwie fühlt man sich gleich wie auf den Flüssen in Schweden.
Ole fragt mich: „ Lust auf einen ersten Kaffee ? Lass uns mal rüber zum Kanuverleih von Christa Nikulski, vielleicht haben wir Glück und erhaschen schon ihren ersten frisch gebackenen Kuchen oder ein Stück Torte.“ Das lass ich mir nicht zweimal sagen, denn das Frühstück ist schon wieder etwas her. Dort herrscht reges Treiben, denn viele andere nutzen auch das schöne Wetter für einen Kanu- oder Kajakausflug in diesem wunderschönen Landstrich um die Gemeinde Achterwehr bis zum Westensee.
Schon steht die Torte auf dem Tisch und mit einem Kaffee stärken wir uns für die nächste Etappe. Am Verleih hängen die Bäume tiefer über der Eider, dort ist sie schmaler, und da muss bei Bootsbetrieb schon mal aufgepasst werden. Wir hingegen lenken das Kanu entspannt zwischen den anderen Kanus durch. Flussaufwärts auf der rechten Seite liegt das kleine Landgut Klein-Nordsee, das mittlerweile von der Kieler Stadtmission unterhalten wird. Hier munkelt man tatsächlich, dass es dort aus alten Zeiten noch einen Folterkeller geben soll. Keiner weiß genaues, aber so entstehen Mythen und Geschichten. Wer weiß, vielleicht taucht hier abends im Nebel noch ein alter Raubritter auf?
Wir unterqueren ein Stück weiter die Eisenbahnbrücke und unmittelbar dahinter liegt die Fussgängerbrücke des Wanderwegs, der um den Naturpark Westensee führt. Die Gegenströmung nimmt hier etwas zu und das Gelände wird freier, denn in diesem Bereich ist die Eider von Feldern eingesäumt.
Kurz vor dem Eintritt in den Westensee ist links und rechts vom Ufer ein alter Erlenbaumbestand. Einige Ausflugsboote halten dort. Doch es wird nicht gerne von den Anrainern gesehen.
Schon entdecken wir die ganzen Stellnetze und Reusen des ansässigen Fischers, nun liegt der große Westensee mit einer Fläche von 6,922 km² und einer maximalen Tiefe von 17,6 Metern vor uns. Der See ist an diesem Tag ausgesprochen ruhig, und wir entdecken kaum Wellengang. Das Kanu steuern wir nördlich um eine Halbinsel herum, um wieder in die Eider zu kommen. Es sind ein paar Kilometer Arbeit. Leider lässt sich der majestätische Seeadler nur in der Ferne erblicken er nutzt die Thermik , um höher zu segeln. Wir sind jetzt in der Nähe von Hohenhude auf dem See, südöstlich von uns befindet sich das Pfadfinder Lager Hohburg. Doch die lassen wir rechter Hand liegen und suchen den Einfluss der Eider in den See. Etwas schwer zu erkennen finden wir den Eingang, doch jetzt sind muskulöse Arme gefragt, die Strömung ist in diesem Bereich sehr stark. Ole und ich lenken das 5,80 m lange Kanu gekonnt durch die vielen engen Kurven. Die Eider ist in diesem Bereich sehr eng. Kommt ein Boot von vorne, dann gilt es auszuweichen. Ermüdet machen wir Pause und steigen aus dem Boot und liegen längsseits der Fussgänger- und Viehbrücke.
Aber tatsächlich ist hier einiges los! Radfahrer, Mountainbiker und Fussgänger trifft man, hier und da ein kurzer Schnack (wie man hier oben im Norden sagt). Da tauchen auch schon die ersten Verfolger mit dem Kanu auf, oder auch von oben kommen zwei Kanus runter. An dieser Stelle muss umgesetzt werden, denn die Brücke hat keine Durchfahrtshöhe. Da herrscht ein ganz schönes Treiben im Moment..
Für uns geht es nicht Flussaufwärts weiter, sondern wir nehmen den Weg zum Campingplatz in Angriff, denn unser abendliches Ziel ist Wrohe am Westensee. Am späten Nachmittag treffen wir dort ein. Kinder empfangen uns und nehmen ein Bad im See an diesem lauen Sommerabend.
Die Anmeldung ist verläuft sehr nett, der Campingwart weißt uns eine Wiese zu. Dort können wir uns den Platz aussuchen. Schnell sind die beiden Zelte aufgebaut, und schon naht auch die Dämmerung. Der Grill ist schnell entfacht, und das Fleisch brutzelt langsam vor sich hin, bevor es geschmackvoll im hungernden Magen landet. Anschließend nutzen wir die Glut für ein Feuer. Beide verfallen wir in Abenteuergeschichten und der Abend wird sehr lang, bevor wir in unsere Schlafsäcke verschwinden.
Das Licht des Tages weckt uns, auf dem Platz ist es noch sehr ruhig. Die Sonne braucht noch ein bisschen, bevor sie hinter dem Wald hervor kommt. Der Gaskocher brummt, und wir genießen bald den duftenden Kaffee. Mittlerweile ist die Sonne da und trocknet das Zelt vom Morgentau. Nach dem Frühstück wird gepackt, und wir nehmen die Rückreise in Angriff.
Kurz nach dem Start schauen uns noch die Reet gedeckte Fischerhütte vom Fischer an, nebenan gab es einmal ein Restaurant mit Badestelle.
Dieses Mal geht es quer über den See, und ein leichter Wellengang macht uns mitten auf dem See etwas zu schaffen. Wir versuchen so lange wie möglich unter Landdeckung zu bleiben, denn die bis zu 30cm hohen Wellen drücken das Kanu doch hin und wieder ganz schön aus dem Kurs.
Auf dem anderen Ufer angekommen befinden wir uns an der Uferseite von Resenis, der Halbinsel bei der Ortschaft Felde. Dort stehen sehr viele Wochenendhäuser, und wir sind schon erstaunt, was wir da für prachtvolle Anwesen sehen. .
Da halten wir uns doch wegen des Windes in Ufernähe auf und können so deutlich entspannter das Boot durch das Wasser gleiten lassen.
Zurück wieder an den vielen Netzen und Reusen vorbei, wo sich viele Wasservögel aufhalten. Dieses Mal geht es mit der Strömung in Richtung Flemhude, und das Licht steht auch ganz anders am Wasser. Alles wirkt in seinen Farben wie verträumt, doch merken wir hier Ende August, wie schon die ersten Blätter von den Bäumen fallen – der Herbst kündigt sich an.
Hier und da kommen uns wieder Leihkanus und Freizeitboote entgegen. Wie auch schon am Vortag bekommen wir bei Christa unseren Kaffee und schauen dem Treiben gemütlich zu.
Es kommt einem nicht so vor, als wenn man die Strecke schon am Vortag gefahren ist, denn die Sichtweise ist eine völlig neue, und die Augen haben immer wieder etwas neues zu entdecken.
Am Ufer bellt ein Hund, der aus einem mit Reet gedeckten Haus angerannt kommt. Ein Collie wie damals Lassie hat einen Ball im Maul und legt ihn auf den Steg und bellt uns mahnend an, dass wir mit ihm spielen. Die Hundebesitzer und wir müssen laut lachen und ein paar Worte fliegen über das Wasser.
Die Zeit läuft einfach zu schnell, und die letzten Kilometer sind ebenfalls schnell gemeistert ohne das wir Zeitnot haben. Ole und ich genießen die in der Natur auf dem diesem wundervollen Gewässer. In der Ferne sehen wir schon wieder die alten außer Betrieb gesetzten Strohbrücker Schleusen.
An der Ausstiegsstelle liegen eine Menge Kanus und Kajaks, die im Grünen ihr Picknick machen. Wir landen an und packen aus. Schade, dass das Wochenende auf dem Eider Ringkanal um den Westensee herum schon zu Ende ist. Die Seele konnte viel Kraft schöpfen. Wir waren bestimmt nicht das letzte Mal hier unterwegs.