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Teilnehmer: Frank Hemminger, Sebastian Rochow, Pawel Manager, Michael Peifer, Carsten Scheibe
Fotos: Carsten Scheibe
Text: Carsten Scheibe
Original Text:
Es ist viele Jahre her, als ich das erste Mal in Dänemark diese kleinen auffälligen Schilder mit der Margerite auf braunem Hintergrund sah. Schon spürte ich diese wundervolle Landschaft, Straßen die klein sind, da wo man direkt die Schönheit eines der nördlichsten Länder spürt. Auf der Suche nach neuen Motorradabenteuern fand ich die Seite der dänischen Forstbehörde im Worldwideweb. Ich konnte einfach nicht loslassen, lud mir die Tracks herunter, fand neue Übernachtungsmöglichkeiten in freier Natur. Shelter war das Stichwort, das Abenteuer bedeutet. Lagerfeuer vor einem Windfang und abends die Seele baumeln lassen. Das war es! Dänemark ist nicht weit von der eigenen Haustüre in Kiel weg, da kann man gerne mal ein verlängertes Wochenende mit der Reiseenduro und dem Outdoor-Equipment hochfahren. Ein Freund war von der Idee angetan und sagte spontan zu.
Ende Oktober 2013 brechen wir das erste Mal auf und wollen uns einfach nur treiben lassen und keinen Zeitdruck spüren. Der Herbst zeigt sich in wundervollen Farben, die Temperaturen sind noch angenehm und so treffen wir uns an einem verabredeten Morgen früh bei mir. Die knapp 100km bis zur Grenze durch die wunderschöne Landschaft Angelns genießen wir. Es kommt leichter Nieselregen auf, der unsere Abenteuerlust nicht mindert. Die Motorräder gleiten bei Kruså über die Grenze nach Dänemark. Erstes Ziel ist natürlich “Annies kiosk” an der traumhaften Flensburger Förde. Der Imbiss liegt unmittelbar am Wasser mit Blick auf die deutschen Ochseninseln, die etwa 500 m von Dänemark entfernt in der Förde liegen. Der Magen schreit förmlich nach einem leckeren Hot Dog und die sind dort wirklich zu empfehlen. Vorbei am Schloss Augustenborg finden wir die ersten Schotterwege und gelangen auf auf die erste Teilstrecke der Margeritenroute. Ziel ist der Norskov auf der Halbinsel Als in der Nähe von Fynshavn. Der Wald zeigt sich wie ein Indian Summer, das Laub in leuchtendem Gelb, Orange und vielen Rottönen. Schöne glatte Schottenpisten, die man sogar befahren darf. Die Zeit ruft, uns etwas zum Übernachten zu suchen, das Navi macht es uns diesbezüglich sehr leicht. Etwas abgelegen vom Weg steht dieser Holzunterstand, etwa 50 m vom Kleinen Belt entfernt. Schnell brennt das Lagerfeuer und unsere Schlafsäcke liegen im Shelter. In der Dämmerung können wir beobachten, wie zwei Tümmler durch das ruhige Meer ziehen. Endlich Zeit um Abenteuer- und Reisegeschichten auszutauschen, und bis in die Nacht zu erzählen. Morgens weckt uns der Wald, der hinter uns liegt. Der Himmel ist blutrot, ein Zeichen für einen schönen Sonnenaufgang. Ich frage mich, ob wir verzaubert sind, schöner kann keine Reise beginnen. Schwer können wir uns vom Zauberwald trennen, die Motoren starten und wir fahren in den neuen Tag hinein. Eine Uhrzeit, wo Dänemark in kleinen bunten Häuschen sanft erwacht. Kurz durch Sonderborg, dort queren wir den Alsensund und fahren entlang der Küstenlinie in Richtung Aabenraa. Eine typische Endmoränen Landschaft, die das Land an der Ostküste prägt. Uns faszinieren die kleinen Straßen, ein kurzes Rauf und Runter, faszinierende Aussichten, wir atmen die kühle Luft ein und fühlen uns einfach nur wohl, wenn die Reifen über den Asphalt rollen. Immer wieder werden wir von der sanften Schönheit der Küstenregion begeistert. Kaum stehen die Motorräder vor einem der kleinen Geschäfte, werden wir angesprochen, wohin der Weg uns führe? Motorradfahren im Norden, das sei doch alles flach. Weit gefehlt!
Für den Abend finden wir in einem kleinen Waldstück schnell einen Shelter nah am Wasser. Wir machen es uns gemütlich, indem wir kochen und den Abend in Gesprächen ausklingen lassen.Am nächsten Tag fahren wir zwei kleine Serpentinen mit Blick auf das Wasser nach Veijle. Am Hafen holen wir uns zur Stärkung einen Lachsburger. Gesättigt schwingen wir uns auf die Reiseenduros und verlassen Veijle Richtung Nord-West in das landwirtschaftlich geprägte Hinterland. Eine Gegend mit sanften Hügeln und unglaublich schöne, kleine Gehöfte in bunter Vielfalt. Die Straßen sind abwechslungsreich mit vielen Kurven und lassen Fahrfeeling zu. Hin und wieder kleine Herrenhäuser, die sich prachtvoll zeigen. So nähern wir uns der bewaldeten Region um Silkeborg mit seinen Hügeln, die durch den längsten Fluss Dänemarks, der Gudenå, durchzogen wird. Die Landschaft ist wie in deutschen Mittelgebirgen, auch wenn es hier nicht so hoch ist. Immer wieder kleine Bäche, die sich ihren Weg durch die tolle Landschaft suchen. Kleine bunte Häuschen auf Lichtungen säumen unsere Route.
Die Dämmerung setzt ein und in der Nähe der Ortschaft Ry finden wir unseren nächsten Shelter. Dieses Mal sind es gleich drei Stück und in der Mitte befindet sich die Feuerstelle.. Der letzte Abend bricht an und wir machen es uns draußen gemütlich.
Sechs Monate später beginne ich mit zwei anderen Freunden von diesem Shelter aus die nächste Etappe der Margeritenroute. Es ist Frühjahr, das erste zarte Grün kommt ans Licht. Es ist ein schönes Gefühl, erneut auf dieser Strecke unterwegs zu sein, und meine beiden Weggefährten sind begeistert von all dem, was sich ihnen bisher zeigte. An der vorgesehenen Feuerstelle brennt schon am Morgen das Feuer, ein Nebel zieht sich an diesem Morgen vom See hoch. Aufgewärmt und gestärkt folgen wir nunmehr der ausgeschilderten Margeritenroute.
Egal wo man hinschaut, überall findet man diese bunten Häuschen entlang der Strecke.
Jetzt nicht eingerahmt durch das Herbstlaub, sondern durch eine Frühjahrsfrische, die Forsythien blühen in ihrem kräftigen Gelb. Die Räder rollen sanft durch die Landschaften, rechts ein großer See, links der Wald. Ich sehe förmlich das Grinsen meiner beiden Weggefährten unter ihren Visieren, auch sie genießen. Kilometer für Kilometer spulen wir gemütlich und entspannt die Strecke ab. Man spürt förmlich dänische Gemütlichkeit auf dieser Fahrt. Das Grün bricht durch, wir atmen durch das offene Visier den frischen Fahrtwind ein und sehen die beeindruckenden Landschaften. Rauf und runter über die durch die Eiszeit geprägten Endmoränen. Richtung Aarhus fahren wir weiter entlang der bewaldeten Steilküste, auf einer Anhöhe der Halbinseln, direkt an der Ebeltoft Vik spüren wir das Motorradreisen und verfallen in die Sucht des Treibenlassens. Die Sonne blinzelt uns an und in der Ferne erkennen wir, so sich die Sonne im Wasser bricht. Wir queren den Randers Fjord mit einer kleinen Fähre nach Mellerud, kaufen in kleinen dänischen Supermärkten die Ration für das Abendessen ein. Ein Einweg-Grill mit einigen Schmetterlingssteaks wird verpackt. Schnell brennt das Feuer und der Grill glüht. Mit vollem Bauch krabbeln wir in unsere Daunenschlafsäcke und schlafen selig und entspannt ein. Die Frühnebel senken sich, wir packen die Sachen und schon blubbern die Motoren wieder. Die Landschaften ziehen wieder sanft und die Augen sehen sich satt. Es ist der letzte Tag, bevor die Rückfahrt gen Deutschland beginnt. Schnell sind Sebastian, Pawel und ich aus der Waldstrasse heraus und gleiten weiter. So zieht sich der Tag durch Ostjylland. Die Strecke bringt uns entlang der kleinen Strassen über Randers nördlich vorbei an Silkeborg zurück gen Westen. Nördlich von Viborg in Richtung Mariagerfjord läuten wir den Wendepunkt der Frühjahrstour ein. Zwischen Skanderborg und Horsens finden wir nur schwer eine Unterkunft, aber um so schöner ist der Shelter, den wir finden. Wir haben uns die paar Tage sehr schnell auf unsere Bedürfnisse für die Nacht eingestellt und alles geht mit einer gewissen Ruhe von der Hand.
Die Zeit vergeht und mittlerweile ist es schon wieder Oktober, meine dritte Teiletappe beginnt wie ein Jahr zuvor mit Frank. Zwei Weggefährten, die sich kennen und mittlerweile noch routinierter unterwegs sind. Am Folgetag setzen wir an der Stelle ein, wo ich Ostern aufgehört habe. Der Ort Mariager fasziniert uns mit seinen gelben alten Häuschen. Der ganze historische Stadtkern legt sich mit seiner ganzen Schönheit über unsere Sinne. Direkt am Mariagerfjord gleiten wir durch eine alte Arbeitersiedlung, schnell werden wir von einem älteren Dänen angesprochen und fachsimpeln über die Motorradwelt. Ein Stück weiter lädt uns der Besuch von einem altem Leuchtfeuer ein, das über einem alten Häuserensemble thront, im Hintergrund der Blick auf den Fjord. Das Wetter ist uns dieser Tage nicht so gut gesinnt. Immer wieder brechen heftige Regenschauer über uns herunter, dennoch lassen wir uns nicht beirren und fahren. Kurs Nord und südlich von Aalborg gelangen wir über den Vildmosevej an die Küstenlinie. Fahren in Dokkedal direkt an den Strand auf eine lange Mole und verweilen dort zu einer Pause. Die frische Meeresluft des Kattegats weht uns um die Ohren. Bevor wir nach Halsund aufbrechen, müssen wir den großen Fjord von Aalborg mit einer Fähre überqueren. Nördlich von Aalborg suchen wir uns den geeigneten Shelter, dabei galt es nicht gerade einfache Waldstrassen zu passieren. Die Nacht ist sehr regnerisch! Am nächsten Morgen ist es trocken und wir fahren zum Limfjorden. Die Landschaft wird flacher und seichter und übt ihren Reiz auf uns aus. So halten wir einfach hier und dort an und geniessen diesen Flair. Kleine Fischerorte ziehen sich an der Küste des Limfjorden entlang. Bei Sundsøre fällt mir gleich eine wunderschöne Bronzefigur auf, die die Hafeneinfahrt ziert. Einkaufen für den Abend und so suchen wir ein Quartier. In Fjordkaer liegt der Shelter knapp 100 Meter vom Wasser entfernt. Der Abend bringt Sonne, doch das Holz ist wieder einmal zu nass für ein Feuer. Nachts weckt uns ein Rascheln und Poltern! Ein Waschbär versucht Frank’s Wassersack aus unserem Quartier zu ziehen. Wir bekommen das im Halbschlaf mit und merken es am nächsten Morgen, das er es geschafft hat, den Wassersack einige Meter vom Shelter zu schleppen. Morgens beginnt der Regen heftiger einzusetzen. In einem Café beschliessen wir, die Strecke im nächsten Jahr weiterzuführen.
Es war einmal…
zurück auf der Margeritenroute – sie zieht mich magisch an – doch warum ist das so? Sind es die wundervollen entspannten Dänen, oder ist es diese faszinierende Landschaft, die Zutritt zur Seele findet? Frank und Michael kommen mit auf Tour.
Ziel ist die Märcheninsel Fünen, bekannt für ihre ruhige und leicht hügelige Landschaft. Überall findet man alte Schlösser und einsam liegende Gutshöfe in bunten Farben.
Wir nehmen den direkten Weg vom Limfjorden über die Brücke bei Middelfahrt. Der Duft des Meeres, der Duft der saftig grünen Wiesen und Felder, der strahlend blaue Himmel – ja es ist Sommer. Unter der Brücke teilt der Kleine Belt mit einer starken Strömung das Festland von der großen Insel Fünen/ Fyn auf Dänisch.
Die Reifen surren unter uns und bringen uns südwärts, wir atmen die frische Sommerluft und fühlen uns einfach wohl. Auf dem Bauernhof Steensgaard bei Millinge machen wir den ersten Stop und treffen auf Sandra, die Tourismusbeauftragte Fee der Insel. Sie lebt seit einigen Jahren auf Fünen und kommt ursprünglich aus dem Badischen in Deutschland. Sie hätte nie gedacht, das diese Insel so zauberhaft ist und möchte nicht mehr mit der Heimat tauschen, auch wenn hin und wieder die Sehnsucht nach den Bergen hochkommt. Sie hat ihren Wikinger hier gefunden und liebt die Gelassenheit und die Entspanntheit Dänen.
Bei einem gemeinsamen Essen erzählt Sandra über die Entstehung von Steensgaard. Der Bayer Henning Wiesinger und seine Frau bauten hier in den letzten Jahren einen Biohof mit eigener Restauration auf. Wichtig ist es ihnen, die Rinder und Schweine hier besonders stressfrei zu halten. Es wird nur so viel Vieh gehalten, wie eigenes Futter erzeugt werden kann. Wir verkosten eine Aufschnittsplatte mit frischen Wurst und Fleischspezialitäten und sind begeistert von dem feinen und natürlichen Geschmack, da keinerlei Konservierungsmittel beigefügt werden. In Dänemark werden die Kontrollen sogar umfangreicher als in Deutschland gehalten.
Die Stärkung tat gut, unser nächstes Ziel ist das Schloß Egeskov. Irgendwie verrennt sich mein Navi, und wir landen auf einer Schotterpiste im Wald und geniessen die Staubfontänen hinter uns. Die Eindrücke sind unglaublich, und als wir auf dem neuen Schloßparkplatz ankommen, haben wir alle drei ein fettes Grinsen im Gesicht. Was für ein Märchenschloß! Aus alten Schriften ist zu entnehmen, dass das Schloß 1554 von Francs Brockenhuus vollendet wurde. Das Fundament wurde in einem See auf vielen Eichenstämmen gelegt. Der Sage nach soll ein ganzer Eichenwald dabei drauf gegangen sein. Wir drei Reisende lassen uns bei dem Spaziergang einfach nur verzaubern. Oben im Dachstuhl liegt das Hölzerne Männlein, der Sage nach darf es niemals entfernt werden, da sonst das Schloß zur Weihnachtszeit im See versinkt. In einem großen Saal fühlen wir uns wie zur Ritterzeit. Eine der hier ausgestellten Rüstungen wiegt 35 kg. Die kräftigen Jungs mussten damals ganz schön viel als Schutz mit sich rumschleppen. Wie das wohl auf einem Motorrad aussehen würde? Zum Park gehört ein historisches Museum mit einem alten Einkaufsladen, man sich viele viele Jahre zurück versetzt. Ein DeLorean erinnert an den Film „Zurück in die Zukunft“ und die vielen historischen top restaurierten Motorrädern machen Lust, damit zu fahren.
Ja, wir finden hier ein modernes Märchen.. Unsere Reise führt uns an Egeskov Mølle vorbei. Dieser wundervolle Tag neigt sich dem Ende, nur der frische Wind hält die Konzentration und wir kommen auf der Insel Langeland an. Naturcamp Fuglsang Ferie erwartet uns schon mit einem Shelter(ein Windschutz aus Holz, wie eine kleine Holzhütte, nur zu einer Seite offen). Dort verbringen wir unsere erste Nacht und geniessen das Übernachten in freier Natur. Unsere Prinzessin auf der Erbse (frei nach H.C.Andersen) ist sichtlich glücklich, hier sogar eine Dusche zu haben.
Der nächste Tag weckt mich mit warmen Sonnenstrahlen, wir packen und schon brummen die Motoren wieder unter uns. Die Margeriten- Route führt direkt am sehr schön gelegenen Schloß Tranekær vorbei Die Route hat nicht umsonst ihren Namen, sie ist benannt nach der Königin und der Blume. Die Blume finden wir immer wieder am Strassenrand und so auch direkt vor Tranekær. Die Tranekær Mølle thront ebenfalls über den Felder Langelands und lädt zum Stop ein. Zwischen Fyn und Langeland liegt noch die kleine Insel Tåsinge mit dem Schloss Valdemar, auch dieses lädt uns noch zu einem kleinen Zwischenstop ein. Direkt am Meer gelegen wurde es 1644 von König Christian IV fertig gestellt. In Svendborg geniessen wir den obligatorischen ersten Hot Dog. Nächstes Ziel ist Nyborg Unterwegs laden immer wieder bunten Häuschen zum Verweilen ein. Von weiten sehen wir schon die gewaltige Storebæltsbroen im Hintergrund. Die Brücke verbindet Fünen mit Seeland. In einer Stunde kann man in Kopenhagen sein, so zentral liegt Fyn. Am südlichen Brückenfuß haben wir einen kleine Überblick über die gewaltige Brücke. Mittlerweile brennt die Sonne auf unseren Helm und wir ziehen gen Norden. In Kerteminde geniessen wir den Hafenflair und füllen unsere Provianttaschen und plauschen mit einigen Dänen, die unsere vollbepackten Reiseenduros bewundern. Einige fragen, wohin wir mit unserem vielen Gepäck noch reisen. Wir ringen wir ihnen ein sehr freundliches Schmunzeln ab, als wir sagen, das wir nur die Märcheninsel Fyn bereisen. Mit einem „God Tur“ verabschieden sie sich. Direkt am Wasser entlang sehen wir das ruhige Strandleben an den Stränden. Das kühle Meerwasser ist bei diesen heißen Temperaturen sicherlich erquickend.
Unser Ziel für die Übernachtung ist die nördlichste Halbinsel auf Fünen Hindsholm, ein traumhaft gelegener Shelter auf Fyns Hoved (Der Kopf Fünens) lädt uns ein, doch als wir näher kommen ist er leider besetzt. Kurzerhand wählen wir den in der Nähe befindlichen Campingplatz Fyns Hoved Camping. Am nächsten Morgen sind die Zelte schnell verpackt, der wohlriechende Kaffee und das Frühstück im Bauch und die vorletzte Etappe ruft. Schon gegen 10:00 Uhr zeigt das Thermometer 27° und die Jacken sind mal geöffnet, damit der Fahrtwind der Körper etwas runter kühlt. Die Landschaft ist hier oben im nördlichen Bereich der Insel die Getreidekammer Dänemarks. Die Motorräder gleiten über die Strecke, und wir kommen nach Odense. Ziel ist hier ein kurzer Stop in der Altstadt und am H.C.Andersen Museum, gegenüber thront eine tolle Grafikmalerei über einer gesamten Häuserwand mit dem Blick des Dichter und Schriftsteller auf das Museum. Von ihm stammen unter anderem „Das hässliche Entlein“, „Die Schneekönigin“, „Des Kaisers neue Kleider“ und „Die Prinzessin auf der Erbse“ und viele andere Märchen.
Im Norden fahren wir am Gyldensteen Schloss vorbei. In der Nähe des Meeres duftet die Landschaft gleich ganz anderes, man spürt förmlich die salzige Meeresluft in der Nase, und wir gleiten gemächlich durch das Märchenland. Überall säumen die Mohnblumen die Feldränder und Strassen zu dieser Jahreszeit. Dazu ist es Sonntag und die Dänen hissen ihre dänische Nationalflagge auf ihren Grundstücken. Immer wieder Teiche und kleine Seen um die Schlösser oder Gutshäuser. Man sieht, wie die Schwäne majestätisch im Wasser dümpeln. Wer weiß vielleicht fand hier H.C.Andersen seine Eingebungen für das Märchen „Das hässliche Entlein“?.
Es geht wieder in südlichere Gefilde, man spürt gleich eine andere weichere Landschaft. Überall sind mehr Wälder, und das Land wird hügeliger. In Glamsbjerg werden die Vorräte aufgefüllt. Heute ist der letzte Abend, wir werden ein Lagerfeuer haben, da gehört Grillfleisch einfach dazu. Einweggrills und Fleisch werden eingekauft. Typisches dänisches Bier und viel viel Wasser wegen der hohen Temperaturen. Wir verteilen alles gut auf den Motorrädern und schon starten die Motoren wieder.
Am Segler- und Fischerhafen in Falsled stoppen wir wieder. Hier begegnet uns ein reges Treiben von Seglern und sogar von Fischern. Gemütlich sitzen wir auf der Kaimauer und schauen dem Treiben zu. Die Dänen strahlen eine Ruhe aus, das Leben tickt hier einfach anders. Kleine Fischerboote kommen rein und andere fahren wieder raus, über denen die Möwen kreischend kreisen. In der Ferne blicken wir auf die vorgelagerte Insel Helnæs. Ein typisches Premier Eis kühlt uns etwas runter, schon wieder neigt sich der Tag und wir fahren nach Billige. Hier schliesst sich der Kreis unserer Tour auf Fünen. Burgfräulein Sandra hatte uns informiert, das die Buchung okay gegangen ist uns entnehme ich die GPS Daten aus der Mail und wir schwingen uns auf die Motorrädern. Es sind gerade mal noch 5 Minuten bis dahin. Ein Schild mit Leijrplatz zeigt uns den Weg über einen sandige Piste. Sowas habe ich ja noch nie gesehen. Ein völlig neue futuristische Bauart von Sheltern, die an alte Wehrtürme erinnern. Einige stehen auf dem Gelände. Sogar mit 2-3 Stockwerken oder mit einer Aussichtsplattform mit Blick auf das Meer. Unser Shelter hat eine Aussichtsplattform, vor jedem Shelter gibt es eine Feuerstelle. Sogar eine Sauna kann man anmieten, und Duschen gibt es auch sowie Waschbecken mit WC. Erstmal abladen und einrichten, Holz sammeln und dann die Gegend erkunden. Nicht weit von uns ist das Meer, dort wartet sogar ein großer Steg auf uns. Tatsächlich haben wir das Glück, einen wunderschönen Sonnenuntergang über der Insel Helnæs zu beobachten. Das Lagerfeuer ist schnell entzündet, und das Fleisch auf dem Grill. Was möchte man mehr, sie Seele fühlt sich wohl hier.
Morgens lassen wir uns Zeit und fahren noch auf einen Milchkaffee nach Faaborg und bummeln durch die Fussgängerzone, dann wird es Zeit für die Fähre nach Boijden, die stündlich auf die Halbinsel Als nach Fynshavn fährt. Eine angriffslustige Möwe schiesst über unsere Köpfe am kleinen überschaubaren Fährhafen. Kein Wunder, ihre Küken sind auf dem Dach des alten Zahlhäuschens. Die Rückstrecke führt über Sonderburg, das wir noch mit einem Abstecher belohnen. Ich kenne die Stadt schon von anderen Besuchen, denn im Schloß gibt es immer mal wieder interessante Musikkonzerte. Letzter Stop vor dem der Grenze und dem Egernsund sind die Dybbøl Banke (Düppelner Schanzen), ein Denkmal und Museum. Hier haben sich die Preussen und Dänen 1864 die Köpfe eingerannt. Ein Hot Dog bei Annies Imbiss gegenüber der Ochseninsel in der Flensburg Förde beendet diese wundervolle Reise.
Alles hat seine Geschichte, wie die Schlacht auf den Düppelner Schanzen, die alten Schlösser und Häuser, die wundervollen Geschichten könnten erzählen, wenn sie könnten. Und wenn das hässliche Entlein noch nicht gestorben ist, dann schwimmt es heute noch auf irgendeinem Teich auf der Märcheninsel Fyn und der Geist des Hans Christian Andersen hält schützend seine Hand darüber.