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Titelfoto: Carsten Scheibe
Fotos: Carsten Scheibe
Teilnehmer: Michael Peifer
Text: Carsten Scheibe
Original Text:
In Frankreich ist bereits die warme Jahreszeit eingetroffen. Ich bin auf der Rückreise nach Schleswig-Holstein und die Gedanken schweifen, mensch dachte, der Raps müsste eigentlich in voller Blüte stehen.
Wie jedes Jahr verzaubert er unser Land zwischen den Meeren in ein farbiges Traumland, die saftigen grünen Wiesen, das blaue Meer und gerade jetzt dazu der wundervolle Kontrast der gelb leuchtenden Rapsblüte. Es löst wie jedes Jahr ein besonderes Glücksgefühl in mir aus. Diese Farbkontraste und der betörende Duft des Rapses sind unglaublich. Gerade zu Hause angekommen habe ich alles Sachen geordnet und rufe gleich einen Freund an und bitte ihn mit mir doch eine Tour zu fahren. Wir verabreden uns für den nächsten Tag, tatsächlich bestes Wetter mit strahlenden blauen Himmel und einigen weißen Wolken wir Wattebüschel am Himmel. Was wollen wir mehr!
So starten wir in Westensee und lassen uns einfach treiben, zuerst durch den traumhaften Naturpark Westensee mit seinen Seen und der dahinter tollen Endmoränenlandschaft die aus der letzten Eiszeit resultiert. An den seichten Hängen direkt hinter dem See leuchtet der Raps und wir sind im Kurvenfieber am Ufer des Bossees.
Es verbreitet richtig ein Kribbeln auf der Haut, wir suchen uns den Weg entlang am alten Gut Bossee die nächsten Felder, doch da wo sie im letzten Jahr blühten brauchen wir nicht mehr zu suchen, denn es gibt eine gewisse Bauernregel, das der Raps nur alle Jahre als Fruchtfolge zum Getreide angebaut wird. Die Blüte dauert nur ca. 5 Wochen und ist dann in ihrer Pracht zusehen. Ein befreundeter Bauer erklärte mir das mal vor einiger Zeit, das man Raps nur zur opitmalen Ernte alle 5-7 Jahre auf einem Feld anbauen sollte. Wichtig für eine gute Ernte sind Böden, die nicht zuviel Feuchtigkeit im Frühjahr aufnehmen. Denn wenn das der Fall ist kann die Pfahlwurzel sich nicht richtig entwickeln und fängt an zu faulen.
Daher ist nie davon auszugehen, das wenn man im Vorjahr durch tolle Landschaften gefahren ist, das die in folgenden Jahren wieder bepflanzt wird.
Michael und ich nehmen eine schmale Allee von Eichen unter die Stollen, hier vermissen wir schon den Raps zwischen der Allee, denn letztes Jahr war die Fahrt dadurch ein Highlight und der Duft des Rapses wirkte richtig betörend. Die Fahrt führt uns nach Schönhagen und fahren weiter zum Kronsburger Redder, hin und wieder sehen wir gelbe Felder in der Ferne. Doch von Hobeck nach Hassmoor finden wir ihn wieder, links und rechts von der Kreisstrasse. Wir sind dort im Kurvenfieber und ziehen tatsächlich am Kabel.
Der Duft wirkt wirklich wieder betörend wie jedes Jahr, vorbei am Emkendorfer Kreuz Richtung Flintbek verabschieden wir uns vom Naturpark Westensee und fahren zum Pohlsee, auch dort ist der Streckenverlauf wieder ein Traum und bietet einem das was sich das Bikerherz wünscht. So geht es Richtung Ostholsteinische Schweiz nach Plön.
Über Kleinkirchbarkau fahren wir eine Wirtschaftsstrasse nach Barmissen, lassen Preetz liegen und fahren vorbei am Gut Wahlstorf, das an dem Fluss Schwentine liegt. Zuvor spüren bei Barmittel wie auch die Tiere diese warmen Sonnenstrahlen auf der Haut geniessen und stoppen neben einer Reiterkoppel, wo ein Pferd auf uns aufmerksam wird und angaloppiert kommt. Da steigen wir doch mal ab und geniessen alles.
Nächster Stop ist Sventana, die alte Langenrader Mühle kurz vor Dörnick in der Nähe der Schwentine. Da strahlt die Mühle uns entgegen, der blaue Himmel im Hintergrund, der leuchtende Raps davor. Was wollen wir mehr und stoppen abermals. Plön ist nicht mehr weit, die Strasse geht entlang der Schwentine. Das Licht ist wunderbar, so jetzt ist aber ein Kaffee fällig bei Tina, sie betreibt einen Imbiss am kleinen Plöner See, wo an den Wochenende Biker Hochkonjunktur ist. Hier trifft sich alles aus nah und fern. Der Wochenendverkehr ist heftig in Plön und es wird Zeit das wir uns wieder von der Bundestrasse verabschieden um die kleinen Strassen zu geniessen.
Vorbei an Niederkleewitz surren die Stollen nach Grebin, ein wahrer Kurventanz durch die schleswig-holsteinische Schweiz. Dieses Jahr leider nicht mit dem leuchtenden Raps umschlossen wie im Vorjahr, gelangen wir zur Grebiner Mühle. Tatsächlich gibt es hier einen Weinberg mit absoluter Sonnenlage, doch was Auffällig ist, das auch dort schon wie bei der Mühle Sventana sehr viel los ist, denn am nächsten Tag soll Mühlen-Tag in Schleswig-Holstein sein. Doch dort brummt schon das Leben, ein Käseverkaufswagen eines ansässigen Herstellers bietet dort schon seine Waren an. Alles reine Erzeugnisse bei uns aus der Region und selbst in der Mühle ist was los. Die Gunst der Stunde nutzen wir und gehen hinein, was ist hier denn los. Eine Weinverkostung des Weines von dem hier angebauten Trauben. Der Name passt zu unserer Region „So mog wi datt“. Schade wir sind mit dem Motorrad da, da gilt es nichts zu trinken, aber eine Flasche von den dem Weißen und Rose verschwindet in den Alukisten. Die Freude für den heutigen Abend. Der Tag neigt sich langsam und die Sonne steht tiefer. Kurz hinter Lebrade entdecken wir noch eine alte Eiche die ganz alleine in dem Raps steht und dort thront. Michael und ich verabreden uns für den nächsten Tag und treffen in Kiel um weiter hoch nach Angeln zu fahren.
Ich nehme noch die Strecke zur Oppendorfer Mühle unter die Räder und komme entspannt zu Hause an. Ich lasse alle Eindrücke noch einmal Revue passieren und geniesse dabei ein Glas des nördlichste angebauten Roses. Was für ein Bukett was für ein Geschmack, der kommt aus Grebin – kaum zu glauben! Sicherlich wird das von den Leuten aus den Weinanbaugebieten belächelt, aber anstatt mit den Augen zu zwinkern, sollte lieber mal probiert werden.
Der nächste Tag ist windiger, weiße Wattebäuschen am Himmel, der Rest wieder wie gestern blauer Himmel, was will man mehr. Es gesellen sich noch Freunde dazu und irgendwie haben wir auch Lust auf ein Fischbrötchen in Kappeln, wir starten in Kiel am Hindenburgufer, mittlerweile als Kiellinie umbenannt. Viele Kieler flanieren hier und spazieren direkt an der Kieler Innenförde mit Blick auf das Segelschulschiff Gorch Fock, über die alte Holtenauer Hochbrücke geht es nach Schalkes, bekannt durch die Segelolympiade 1972 und fahren hoch nach Schwedeneck direkt zum Eingang der großen Eckernförder Bucht und schon wieder sehen wir das leuchtende Gold unserer Landschaft, was für ein Anblick! Saftige grüne Wiesen, in der Sonne leuchtender Raps, im Hintergrund das blauen Wasser der Kieler Bucht und der Himmel wie Schäfchenherden durch seht und das auf blauen Hintergrund.
Die erste Pause um wieder diesen Duft aufzunehmen, ein Bauer kommt auf uns zu und ist neugierig, schnell sind wir im Gespräch und gibt uns einen Tip, wie wir fast unmittelbar an die Steilküste runterkommen. Er ist Eigentümer und sagt uns wir dürfen diesen Weg ruhig runterfahren. Ausgesprochenes Glück, so ein Plätzchen für eine Pause, schade nur das wir nichts zum Picknicken mit haben. Smalltalk in der Nähe des Wassers und umgeben von der gelben Pracht. Die schwarzbunten Milchkühe grasen in der Nähe. Ja, ein wundervolles Bundesland zwischen den Meeren. Aber der Hunger treibt uns weiter, vorbei an Eckernförde wollen wir zum Missunder Noor und geniessen wieder die Hatz durch die kleinen Wirtschaftstrassen.
Wir bleiben immer südlich der Schlei, fahren durch Norby und kommen nach Siesiby, auch hier lohnt sich wieder ein Stop. Ein kleines Dorf mit traumhaften Häusern in einer faszinierenden Landschaft das mich oft an die Landschaften der Filme von Rosamunde Pilcher erinnert. Es bringt Spaß in der Gruppe zufahren und so kommen wir nach Kappeln, doch zuvor müssen wir vor der Klappbrücke warten um über die Schlei zu kommen. Direkt am Nordufer links von der Brücke ist ein begehrter Anlaufpunkt. Ein Fischimbiss mit meiner Meinung nach der besten Fischbrötchen nördlich von Kiel an der Ostsee liegend. Leicht angetoastete Brötchen mit frischen Bismarkhering, Matjes oder anderen Meeresköstlichkeiten. Draussen sitzen wir in der Sonne, Matthias hat mehr Hunger und holt sich Bratheringe mit Bratkartoffeln und geniesst es förmlich.
Gut gestärkt treibt es uns weiter, irgendwie fehlt noch der Nachtisch, stimmt hier gibt es doch viele nette Landcafes, da fällt mir doch spontan was ein. Die Tour führt uns dann noch auf einen Abstecher nach Massholm zum Fischerhafen, vielleicht haben wir Glück und ergattern noch fangfrischen Fisch, leider knapp verfehlt. Der Verkauf war gegen Mittag direkt vom Fischkutter zu Ende, naja macht nichts, wir fahren zurück nach Kappeln und klinken uns auf der nördlichen Seite der Schlei ein und fahren mit wunderschönen Fernblicken in der Nähe des Ufers vorbei. Auf der anderen Seite leuchten wieder die Raps Felder und die grünen Wiesen. Der Mai ist einfach die schönste Jahreszeit hier oben im Norden. Wir queren die Schlei an der alten Klappbrücke Lindaunis, hier teilt sich der Kfzverkehr die Brücke direkt mit der Bahn, wie jedesmal müssen wir hier warten. Das läßt aber Zeit die Blicke wieder schweifen zu lassen. Die Ampel geht auf Grün, die Motoren starten und wir rollen über den alten Stahlboden dieser Brücke und sind so wieder auf der südlichen Seite der Schlei. Es ist nicht mehr weit bis zum Landcafe Grünland. Kurz wieder auf die Strasse Richtung Kappeln und nach 1 km wieder links abgebogen führen uns wieder schmale Strassen über die Feldmark im Raps und direkt zum Landcafe. Die Betreiber sind Künstler, eine alte Reetdachkate dient als Café. Selbstgemachte Torten in allen Variationen warten uns zur Auswahl. Jeder sucht sich sein Stück aus und Kaffee wird bestellt. Das erste mal wieder draussen sitzen. Einfach Holzbänke und Holztische stehen bereit. Es ist wie im Schlaraffenland und man spürt die Hosen enger werden. Nach einem Spaziergang durch den kleinen Künstlerpark verlassen wir dieses kleine Einöd wieder und machen und auf den Weg nach Eckernförde, Natürlich wieder über kleine Strasse und Blicken auf die Eckernförder Bucht in der Ferne. Die kleine doch viel befahrende Strasse zwischen Raabs und Eckerförde bringt uns zurück in die Stadt der Sprotten. Doch langsam neigt sich der Tag und wir haben noch einiges vor, denn vorbei am Aschberg
nehmen wir Ziel auf den großen Wittensee und von dort aus in Richtung Sehestedt zum Nord-Ostseekanal. An der Fähre nehmen wir einen Abschiedskaffee und fahren noch zusammen mit der Fähre über den Kanal und schon schwirren wir alles wie die Bienen wieder auseinander.
Der Tag endet mit wundervollen Impressionen eines Landes zwischen den Meeren.