Märcheninsel Fyn

Es war einmal…
zurück auf der Margeritenroute – sie zieht mich magisch an – doch warum ist das so? Sind es die wundervollen entspannten Dänen, oder ist es diese faszinierende Landschaft, die Zutritt zur Seele findet? Frank und Michael kommen mit auf Tour.

Ziel ist die Märcheninsel Fünen, bekannt für ihre ruhige und leicht hügelige Landschaft. Überall findet man alte Schlösser und einsam liegende Gutshöfe in bunten Farben.
Wir nehmen den direkten Weg vom Limfjorden über die Brücke bei Middelfahrt. Der Duft des Meeres, der Duft der saftig grünen Wiesen und Felder, der strahlend blaue Himmel – ja es ist Sommer. Unter der Brücke teilt der Kleine Belt mit einer starken Strömung das Festland von der großen Insel Fünen/ Fyn.

Die Reifen surren unter uns und bringen uns südwärts, wir atmen die frische Sommerluft und fühlen uns einfach wohl. Auf dem Bauernhof Steensgaard bei Millinge machen wir den ersten Stop und treffen auf Sandra, die Tourismusbeauftragte Fee der Insel. Sie lebt seit einigen Jahren auf Fünen und kommt ursprünglich aus dem Badischen in Deutschland. Sie hätte nie gedacht, das diese Insel so zauberhaft ist und möchte nicht mehr mit der Heimat tauschen, auch wenn hin und wieder die Sehnsucht nach den Bergen hochkommt. Sie hat ihren Wikinger hier gefunden und liebt die Gelassenheit und die Entspanntheit Dänen.

Bei einem gemeinsamen Essen erzählt Sandra über die Entstehung von Steensgaard. Der Bayer Henning Wiesinger und seine Frau bauten hier in den letzten Jahren einen Biohof mit eigener Restauration auf. Wichtig ist es ihnen, die Rinder und Schweine hier besonders stressfrei zu halten. Es wird nur so viel Vieh gehalten, wie eigenes Futter erzeugt werden kann. Wir verkosten eine Aufschnittsplatte mit frischen Wurst und Fleischspezialitäten und sind begeistert von dem feinen und natürlichen Geschmack, da keinerlei Konservierungsmittel beigefügt werden. In Dänemark werden die Kontrollen sogar umfangreicher als in Deutschland gehalten.

Die Stärkung tat gut, unser nächstes Ziel ist das Schloß Egeskov. Irgendwie verrennt sich mein Navi, und wir landen auf einer Schotterpiste im Wald und geniessen die Staubfontänen hinter uns. Die Eindrücke sind unglaublich, und als wir auf dem neuen Schloßparkplatz ankommen, haben wir alle drei ein fettes Grinsen im Gesicht. Was für ein Märchenschloß! Aus alten Schriften ist zu entnehmen, dass das Schloß 1554 von Francs Brockenhuus vollendet wurde. Das Fundament wurde in einem See auf vielen Eichenstämmen gelegt. Der Sage nach soll ein ganzer Eichenwald dabei drauf gegangen sein. Wir drei Reisende lassen uns bei dem Spaziergang einfach nur verzaubern. Oben im Dachstuhl liegt das Hölzerne Männlein, der Sage nach darf es niemals entfernt werden, da sonst das Schloß zur Weihnachtszeit im See versinkt. In einem großen Saal fühlen wir uns wie zur Ritterzeit. Eine der hier ausgestellten Rüstungen wiegt 35 kg. Die kräftigen Jungs mussten damals ganz schön viel als Schutz mit sich rumschleppen. Wie das wohl auf einem Motorrad aussehen würde? Zum Park gehört ein historisches Museum mit einem alten Einkaufsladen, man sich viele viele Jahre zurück versetzt. Ein DeLorean erinnert an den Film „Zurück in die Zukunft“ und die vielen historischen top restaurierten Motorrädern machen Lust, damit zu fahren.

Ja, wir finden hier ein modernes Märchen.. Unsere Reise führt uns an Egeskov Mølle vorbei. Dieser wundervolle Tag neigt sich dem Ende, nur der frische Wind hält die Konzentration und wir kommen auf der Insel Langeland an. Naturcamp Fuglsang Ferie erwartet uns schon mit einem Shelter(ein Windschutz aus Holz, wie eine kleine Holzhütte, nur zu einer Seite offen). Dort verbringen wir unsere erste Nacht und geniessen das Übernachten in freier Natur. Unsere Prinzessin auf der Erbse (frei nach H.C.Andersen) ist sichtlich glücklich, hier sogar eine Dusche zu haben.

Der nächste Tag weckt mich mit warmen Sonnenstrahlen, wir packen und schon brummen die Motoren wieder unter uns. Die Margeriten- Route führt direkt am sehr schön gelegenen Schloß Tranekær vorbei Die Route hat nicht umsonst ihren Namen, sie ist benannt nach der Königin und der Blume. Die Blume finden wir immer wieder am Strassenrand und so auch direkt vor Tranekær. Die Tranekær Mølle thront ebenfalls über den Felder Langelands und lädt zum Stop ein. Zwischen Fyn und Langeland liegt noch die kleine Insel Tåsinge mit dem Schloss Valdemar, auch dieses lädt uns noch zu einem kleinen Zwischenstop ein. Direkt am Meer gelegen wurde es 1644 von König Christian IV fertig gestellt.  In Svendborg geniessen wir den obligatorischen ersten Hot Dog. Nächstes Ziel ist Nyborg Unterwegs laden immer wieder bunten Häuschen zum Verweilen ein. Von weiten sehen wir schon die gewaltige Storebæltsbroen im Hintergrund. Die Brücke verbindet Fünen mit Seeland. In einer Stunde kann man in Kopenhagen sein, so zentral liegt Fyn. Am südlichen Brückenfuß haben wir einen kleine Überblick über die gewaltige Brücke. Mittlerweile brennt die Sonne auf unseren Helm und wir ziehen gen Norden. In Kerteminde geniessen wir den Hafenflair und füllen unsere Provianttaschen und plauschen mit einigen Dänen, die unsere vollbepackten Reiseenduros bewundern. Einige fragen, wohin wir mit unserem vielen Gepäck noch reisen. Wir ringen wir ihnen ein sehr freundliches Schmunzeln ab, als wir sagen, das wir nur die Märcheninsel Fyn bereisen. Mit einem „God Tur“ verabschieden sie sich. Direkt am Wasser entlang sehen wir das ruhige Strandleben an den Stränden. Das kühle Meerwasser ist bei diesen heißen Temperaturen sicherlich erquickend.

Unser Ziel für die Übernachtung ist die nördlichste Halbinsel auf Fünen Hindsholm, ein traumhaft gelegener Shelter auf Fyns Hoved (Der Kopf Fünens) lädt uns ein, doch als wir näher kommen ist er leider besetzt. Kurzerhand wählen wir den in der Nähe befindlichen Campingplatz Fyns Hoved Camping. Am nächsten Morgen sind die Zelte schnell verpackt, der wohlriechende Kaffee und das Frühstück im Bauch und die vorletzte Etappe ruft. Schon gegen 10:00 Uhr zeigt das Thermometer 27° und die Jacken sind mal geöffnet, damit der Fahrtwind der Körper etwas runter kühlt. Die Landschaft ist hier oben im nördlichen Bereich der Insel die Getreidekammer Dänemarks. Die Motorräder gleiten über die Strecke, und wir kommen nach Odense. Ziel ist hier ein kurzer Stop in der Altstadt und am H.C.Andersen Museum, gegenüber thront eine tolle Grafikmalerei über einer gesamten Häuserwand mit dem Blick des Dichter und Schriftsteller auf das Museum. Von ihm stammen unter anderem „Das hässliche Entlein“, „Die Schneekönigin“, „Des Kaisers neue Kleider“ und „Die Prinzessin auf der Erbse“ und viele andere Märchen. 

Im Norden fahren wir am Gyldensteen Schloss vorbei. In der Nähe des Meeres duftet die Landschaft gleich ganz anderes, man spürt förmlich die salzige Meeresluft in der Nase, und wir gleiten gemächlich durch das Märchenland. Überall säumen die Mohnblumen die Feldränder und Strassen zu dieser Jahreszeit. Dazu ist es Sonntag und die Dänen hissen ihre dänische Nationalflagge auf ihren Grundstücken. Immer wieder Teiche und kleine Seen um die Schlösser oder Gutshäuser. Man sieht, wie die Schwäne majestätisch im Wasser dümpeln. Wer weiß vielleicht fand hier H.C.Andersen seine Eingebungen für das Märchen „Das hässliche Entlein“?.

 Es geht wieder in südlichere Gefilde, man spürt gleich eine andere weichere Landschaft. Überall sind mehr Wälder, und das Land wird hügeliger. In Glamsbjerg werden die Vorräte aufgefüllt. Heute ist der letzte Abend, wir werden ein Lagerfeuer haben, da gehört Grillfleisch einfach dazu. Einweggrills und Fleisch werden eingekauft. Typisches dänisches Bier und viel viel Wasser wegen der hohen Temperaturen. Wir verteilen alles gut auf den Motorrädern und schon starten die Motoren wieder.

Am Segler- und Fischerhafen in Falsled stoppen wir wieder. Hier begegnet uns ein reges Treiben von Seglern und sogar von Fischern. Gemütlich sitzen wir auf der Kaimauer und schauen dem Treiben zu. Die Dänen strahlen eine Ruhe aus, das Leben tickt hier einfach anders. Kleine Fischerboote kommen rein und andere fahren wieder raus, über denen die Möwen kreischend kreisen. In der Ferne blicken wir auf die vorgelagerte Insel Helnæs. Ein typisches Premier Eis kühlt uns etwas runter, schon wieder neigt sich der Tag und wir fahren nach Billige. Hier schliesst sich der Kreis unserer Tour auf Fünen. Burgfräulein Sandra hatte uns informiert, das die Buchung okay gegangen ist uns entnehme ich die GPS Daten aus der Mail und wir schwingen uns auf die Motorrädern. Es sind gerade mal noch 5 Minuten bis dahin. Ein Schild mit Leijrplatz zeigt uns den Weg über einen sandige Piste. Sowas habe ich ja noch nie gesehen. Ein völlig neue futuristische Bauart von Sheltern, die an alte Wehrtürme erinnern. Einige stehen auf dem Gelände. Sogar mit 2-3 Stockwerken oder mit einer Aussichtsplattform mit Blick auf das Meer. Unser Shelter hat eine Aussichtsplattform, vor jedem Shelter gibt es eine Feuerstelle. Sogar eine Sauna kann man anmieten, und Duschen gibt es auch sowie Waschbecken mit WC. Erstmal abladen und einrichten, Holz sammeln und dann die Gegend erkunden. Nicht weit von uns ist das Meer, dort wartet sogar ein großer Steg auf uns. Tatsächlich haben wir das Glück, einen wunderschönen Sonnenuntergang über der Insel Helnæs zu beobachten. Das Lagerfeuer ist schnell entzündet, und das Fleisch auf dem Grill. Was möchte man mehr, sie Seele fühlt sich wohl hier.

Morgens lassen wir uns Zeit und fahren noch auf einen Milchkaffee nach Faaborg und bummeln durch die Fussgängerzone, dann wird es Zeit für die Fähre nach Boijden, die stündlich auf die Halbinsel Als nach Fynshavn fährt.

 

Eine angriffslustige Möwe schiesst über unsere Köpfe am kleinen überschaubaren Fährhafen. Kein Wunder, ihre Küken sind auf dem Dach des alten Zahlhäuschens.

Die Rückstrecke führt über Sonderburg, das wir noch mit einem Abstecher belohnen. Ich kenne die Stadt schon von anderen Besuchen, denn im Schloß gibt es immer mal wieder interessante Musikkonzerte. Letzter Stop vor dem der Grenze und dem Egernsund sind die Dybbøl Banke (Düppelner Schanzen), ein Denkmal und Museum. Hier haben sich die Preussen und Dänen 1864 die Köpfe eingerannt. Ein Hot Dog bei Annies Imbiss gegenüber der Ochseninsel in der Flensburg Förde beendet diese wundervolle Reise.

 

Alles hat seine Geschichte, wie die Schlacht auf den Düppelner Schanzen, die alten Schlösser und Häuser, die wundervollen Geschichten könnten erzählen, wenn sie könnten. Und wenn das hässliche Entlein noch nicht gestorben ist, dann schwimmt es heute noch auf irgendeinem Teich auf der Märcheninsel Fyn und der Geist des Hans Christian Andersen hält schützend seine Hand darüber.

 

Bilder: Anke Angrick, Frank Hemminger, Michael Peifer und Carsten Scheibe

Text: Carsten Scheibe

 

 

 

 

 

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